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König der Zuhälter

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König der Zuhälter

Die Flatrate

Im Mediumprice-Segment (Softwareklitschen, Ingenieurbüros, ...) werden im Arbeitsvertrag in der Regel die reguläre Arbeitszeit und das dafür vorgesehene Gehalt vereinbart. Da sich der Boß ungern an Vereinbarungen hält, fügt er zusätzlich spezielle Formulierungen a la "Mehrarbeit ist mit dem Grundgehalt abgegolten" ein, um nicht angeordnete also "freiwillige" Überstunden nicht bezahlen zu müssen. In der Praxis sieht das so aus, daß für die Arbeitspferdchen nach 8 h die Flat beginnt und "freiwillig" so lange am Projekt gearbeitet wird, bis die Kundenbedürfnisse befriedigt sind. Damit hat die Woche nicht selten 50 oder mehr Stunden. Wieso soll ein Chef Überstunden anordnen, wenn er das auch "freiwillig" haben kann? Schließlich muß auch keiner solche Verträge unterschreiben.

Es gibt Betriebe, für die ist die Zeiterfassung gleichzeitig das Abrechnungssystem, mit dem anhand der eingetragenen Stunden Rechnungen für die Kunden generiert werden. Die Abrechnung mit den Arbeitspferdchen ist dagegen in der Regel an Spezialisten wie zB. die DATEV outgesourced. Von denen gibt es Lohnabrechnungen, in denen nicht eine einzige Stundenangabe auftaucht. Alles ganz legal. Schließlich wird keiner zur Arbeit gezwungen.

Es ist zwar ungeil, wenn die Flat erst nach 8 h beginnt, aber auch das läßt sich mit dem "richtigen Abrechnungssystem" umgehen. Besonders elegant gehen Chefs vor, die eine Zeiterfassung installieren, in der man Arbeitszeit ausschließlich auf Kundenprojekte buchen kann. Damit werden alle Arbeiten, die auch erledigt werden müssen, aber nicht direkt einem Kundenprojekt dienen, automatisch zur Freizeitbeschäftigung. Gleichzeitig geben Arbeitspferdchen, die der Versuchung unterliegen, jede Stunde auf ein Projekt zu schreiben, dem Chef ein Druckmittel zur Erpressung in die Hand. Selbst wenn inoffiziell gefördert/gefordert wird, jede Stunde auf ein Projekt einzutragen, kann der Chef im Streitfall testen, ob sich das Arbeitspferdchen mit den Wörtchen "Abrechnungsbetrug" und "Strafrecht" unter Druck zu setzen läßt. Dann ist ein Counterstrike angesagt.

Nicht nur in der Horizontalen kennt das Arbeitspferdchen verschiedene Arbeitsmodelle. Neben einer Festanstellung gibt es die Scheinselbstständigkeit, Werksverträge, Leiharbeit, Zeitarbeit und Scheißarbeit. Im Lowprice-Segment nennt sich das Flatrate-Modell vor allem Scheinselbstständigkeit und Werksvertrag. Zum Festpreis wird so lange gearbeitet, bis der vorher vereinbarte Kundenwunsch erfüllt ist. Daß man sich in eine tarifliche Festanstellung hochbu...en kann, mag zwar vorkommen, dürfte aber die Ausnahme sein, denn der Chef gewinnt dabei nichts.

Seitdem es den Mindestlohn gibt, ist es offiziell, daß es auch Chefs gibt, die es "zu kompliziert und schwierig" finden, Arbeitszeiten zu dokumentieren. Wie schafft ein Chef, der schon an der Zeiterfassung scheitert, eigentlich die betriebliche Kalkulation und die Steuererklärung? Speziell beim Minijob stellt sich zusätzlich die Frage, wie jemand Chef sein kann, der nicht schnallt, daß diese Beschäftigungsform besonders teuer ist. Ein fest angestelltes Arbeitspferdchen, das zwei Minijobber ersetzt, spart monatlich fast 80 EUR an Sozialabgaben ein! Läßt der Chef den Minijobber allerdings "freiwillig unbezahlt" oder schwarz arbeiten, sieht die Rechnung wieder ganz anders aus.

Flatrate die zweite

Während kein genereller gesetzlicher Zwang zur Arbeitszeiterfassung und einer stundengenauen Lohnabrechnung besteht (außer seit 01.01.2015 in bestimmten Billigsektoren im Zusammenhang mit dem Mindestlohn), ist der Urlaubsanspruch auch gesetzlich geregelt und ein echtes Ärgernis für Chefs. Dieses Problem läßt sich lösen, indem man die Arbeit einfach auflaufen und nach dem Urlaub zusätzlich zur normalen Arbeit "freiwillig" nacharbeiten läßt. So kommt es, daß viele schon in der ersten Woche das Gefühl haben, nicht im Urlaub gewesen zu sein.

Moderne Technik erhöht den Druck zusätzlich, denn moderne Büro-Arbeitsplätze haben überhaupt kein Problem damit, Arbeit direkt in den Urlaub zu verlagern. Das machen Arbeitspferdchen sogar ganz "freiwillig". Wer beispielsweise nach dem Urlaub zusätzlich zur normalen Arbeit erstmal hunderte von aufgelaufenen Emails abarbeiten muß, der kommt vielleicht ganz von selbst auf die Idee, das nächste mal auch während des Urlaubs zumindest sein Postfach regelmäßig zu bearbeiten.

Flatrate steuerfrei

Die Flat wird zwar vom Lohnsklaven steuerfrei erbracht, das heißt aber nicht, daß der geldwerte Vorteil nicht besteuert wird. Denn der Lohn, den sich der Boß anstelle des Lohnsklaven in die eigene Tasche steckt, versteuert der Boß. Damit ist für den König der Geldwäscher und Schwarzgeldanleger das Thema Flat gegessen. Wichtiger ist ihm, daß die Arbeitspferdchen ständig ihre Leistung steigern, denn ansonsten ist das Betrugsmodell permanenten Wachstums am Ende.

Erbringt dagegen umgekehrt ein Arbeitgeber unbezahlte Leistungen für seine Arbeitspferdchen, ruft das den Finanzminister sofort auf den Plan. Erneuert beispielsweise ein Arbeitgeber seine Büroausstattung, kann er sie verkaufen oder in den Müll werfen. An die Arbeitnehmer verschenken geht nicht, denn der Finanzminister will für den "geldwerten Vorteil" des Geschenkes Steuern sehen. Steuerfrei "freiwillig" Geschenke verteilen können nur Arbeitspferdchen. Das ist in der Wirtschaft nicht anders wie im Puff.

Selbst innerhalb der Familie hat der Finanzminister teilweise bizarre Einfälle. Verwandten, und seien es die eigenen Kinder oder Eltern, ein Haus oder eine Wohnung mietfrei zur Verfügung stellen, geht nicht, obwohl man in gerader Linie sogar zum Unterhalt verpflichtet ist. Der oberste Familienförderer will Steuern sehen und setzt eine Miete an.

Durch die Flat werden Arbeitspferdchen nicht nur um Lohn geprellt und im Prinzip Steuern hinterzogen, auch die Sozialkassen werden betrogen. Daher bekommen Arbeitnehmer, die auf 40 bezahlte Wochenstunden 10 Stunden unbezahlte "freiwillige Mehrarbeit" leisten, mindestens 20 % weniger Rente, als ihnen eigentlich zustände, und der Zusatzbeitrag zur Krankenversicherung könnte auch anders aussehen. Dabei gilt nicht nur im Puff: Time is money.

Während die Flat im Bordell mehr ein Marketing-Gag bzw. Nepp ist, ist die unbezahlte Überstundenflat weniger lustig. Das Ausmaß des Schmarotzertums und der Wohlfahrt für Unternehmen ist gigantisch: Ca. 997,1 Millionen unbezahlte Überstunden allein für 2015. Deutschland arbeitet sich dumm.

Incentives für die Flat

Um Anreize zu schaffen, benutzen Chefs gerne nach ihrem Gutdünken vergebene Einmalzahlungen. Die haben für Arbeitnehmer zwei Nachteile: Erstens übernehmen sie damit unternehmerisches Risiko. Beispiel: Auch für 200 %-ige Arbeitspferdchen fällt der Bonus leider flach, da der Konzern betrogen hat und man nicht den extremen Kostenfaktoren im Highprice-Segments (Aufsichtsrat/Vorstand) angehört. Bei denen läuft nix umsonst. Zweitens nutzt der Arbeitgeber mit Einmalzahlungen eine der wenigen legalen Möglichkeiten, seinen Anteil an Sozialabgaben auf den Arbeitnehmer abzuwälzen (wie zB. auch "Alternsvorsorge" durch Direktversicherung). Daher bleibt nach allen Abzügen von Boni, aber auch von anderen Einmalzahlungen wie zB. Weihnachtsgeld so wenig übrig.

Für Arbeitspferdchen, die in kleineren Klitschen ihr Gehalt selbst verhandeln, ist es (außer man trägt sich mit dem Gedanken, das Unternehmen zu verlassen) immer gut, Einmalzahlungen wie Weihnachtsgeld in monatliche Zahlungen umzuverhandeln. Im Moment des Verhandelns ist nicht jedem Chef unbedingt bewußt, welche Kröte er damit schluckt. Außerdem ist es für den Chef verhandlungstechnisch ungeil, auf einmal zu beginnen, seinen Anteil an Sozialabgaben heraus zu rechnen und abzuziehen. Notfalls muß man das Gespräch so steuern, daß das Sparen von Sozialabgaben beim Weihnachtsgeld wie Beschiß aussieht, was es im Prinzip auch ist.

Besonders cool wird es, wenn man in der Position ist, den Bonus mit dem dezenten Hinweis zu verhandeln, seinen Marktwert auch anderswo zu testen. Der Chef kann dann zwei Strategien verfolgen, um Arbeitspferdchen, auf die er nicht verzichten kann, zu binden: Entweder, er zahlt einen besonders hohen Bonus, immer mit dem Risiko, daß das Arbeitspferdchen trotzdem geht, oder er zahlt den Bonus monatlich aus. Letzteres ist nicht nur sozialversicherungstechnisch von Vorteil, sondern macht aus dem Bonus praktisch eine Gehaltserhöhung, denn aus dieser Nummer kommt der Chef auch in den Folgejahren nicht mehr raus.

Dumm läuft es, wenn Incentives geboten werden, in denen der Chef Events für die Belegschaft organisiert oder man gemeinsam nach Amsterdam oder Ungarn fliegt. Erstens hat man davon nichts (es kann sogar zu persönlichen Abhängigkeitsverhältnissen führen, wenn dabei beispielsweise die Ehefrau betrogen wurde), und zweitens können bestimmte Veranstaltungen auch wieder den Finanzminister auf den Plan rufen. Stichwort "geldwerter Vorteil" von Wohltaten des Arbeitgebers. Dann kommt das böse Erwachen, denn steuerpflichtig ist das Arbeitspferdchen! Der Arbeitgeber hat seine Pflichten nur insofern verletzt, als er den Steueranteil von der Bespaßung hätte vorher abziehen und anstelle des Arbeitspferdchens an den Finanzminister hätte überweisen müssen.

Nicht nur im Puff ist es ratsam, sein Geld jung zu machen. Das gilt heutzutage für sehr viele Jobs. Die Möglichkeiten dazu sind besser, als viele glauben, denn zwecks Gewinnmaximierung ist so gut wie jeder Betrieb personalmäßig auf Kante genäht. Kleinere Softwareklitschen beispielsweise können häufig kaum auch nur auf einen ihrer Mitarbeiter verzichten. Sobald man also ein oder zwei Projekte schmeißt, ist es an der Zeit, sich hoch zu verhandeln. Noch schöner ist es, wenn der Chef gerade eine Lektion bekommen hat, weil mit dem Weggang eines Arbeitspferdchen auch gleich dessen Projekte gestorben sind. Dann kann der Chef beim Verhandeln schon mal nasse Augen bekommen. Aber keine Angst, bei Softwareklitschen, die dem Kunden ihre Arbeitspferdchen für 1000 EUR pro Tag zur Verfügung stellen, sind Hemmungen nicht angebracht. Den Job hat man eh nur so lange, wie die Leistung stimmt und der Boß am Arbeitspferdchen verdient. Wer sein Geld nicht jung macht, wird feststellen, daß er alt nicht mehr gebraucht wird. Nicht nur im Puff kommen laufend junge Berufsanfänger nach. Die sind oft nicht nur gut, sondern vor allen billig, da besonders beim Einstieg natürlich die Möglichkeiten fehlen, sich teuer zu verkaufen.

Die schlechtere Alternative zum sich hoch verhandeln und mit 40 fertig haben ist die Teilnahme am Wettbewerb um Führungspositionen. Dieser Wettbewerb ist besonders für den Boß eine feine Sache, denn die meisten werden ihn verlieren, auch wenn sie sich noch so sehr anstrengen und unbezahlt mißbrauchen lassen. Dazu muß man einfach nur mal durchzählen, auf wie viele Mitarbeiter eine Führungsposition kommt und wie hoch der Turnover an Human Resources ist. An der Uni förderlich und nicht selten nötig, nämlich seinen Göttern in einer Schleimspur zu Füßen zu kriechen, bringt in der Wirtschaft nicht wirklich weiter. Wer in diesem vorkonditionierten Verhalten stecken bleibt, wird immer Lohnsklave bleiben.

Freiwilligkeit

Im Puff arbeitet niemand freiwillig. Ohne Geld läuft nichts, vergnügen kann man sich auch in der Freizeit. Kunden, die glauben, etwas ohne Gegenleistung oder gar ohne Einverständnis zu bekommen, bleiben am besten zu Hause. Freiwillig arbeiten nur die Arbeitspferdchen, die auch ohne Bezahlung noch zur Arbeit kommen. Alle anderen müssen arbeiten. Dennoch soll Arbeit auch Spaß machen. Ohne den Überlebensinstinkt, sich das wenigstens einreden zu können, hat die Berufsausübung ernsthafte persönliche bzw. gesundheitliche Konsequenzen. Zumindest für mentale Krüppel, für die der einzige gangbare Weg ist, sich voll und ganz mit ihrer Arbeit bzw. ihrem Unternehmen zu identifizieren, und für die es außer ihrer Arbeit keine wichtigeren Ziele gibt.

Um mental verkrüppelte Arbeitspferdchen noch glücklicher und noch besser zu machen, existieren solche Dinge wie eine ausgefeilte "Unternehmenskultur", interne "Wertesysteme" und Coachings. Diese Versuche der Gehirnwäsche wirkt auf Leute, die weder für die Zeugen Jehovas noch für andere Werteapostel zugänglich sind, nicht selten geradezu lächerlich. Tückischer ist da schon das Hineinsozialisieren in den Beruf durch Kollegen. Wer hier seine eigenen Interessen aus den Augen verliert, weil er sich mit der Gemeinschaft identifiziert, ist und bleibt ein Lohnsklave. Es geht nur um eine temporäre Wohlfühlathmosphäre. Spätestens wenn der Chef mit dem spitzen Schuh kommt, ist auch mit den Kollegen die Gemeinschaft sehr schnell zu Ende. Dann kämpft auf einmal jeder für sich. Im Gegensatz zu einem Lohnsklaven identifizieren sich freie Menschen nur mit ihren eigenen Zielen.

Zuhälterei

Wer einen Betrieb leitet, in dem die Arbeitspferdchen in persönlicher oder wirtschaftlicher Abhängigkeit gehalten werden, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Wer seine Arbeitspferdchen ausbeutet, wird mit einer steuerfinanzierten Bewußtseinserweiterung bis zu fünf Jahren bestraft. Gilt alles leider nur für Huren, um ihnen ein maximales Maß an Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu gewähren.

Beim "normalen" Arbeitspferdchen dagegen kommt schon in der Bezeichnung "abhängiges Beschäftigungsverhältnis" die Haltung des Arbeitspferdchens in wirtschaftlicher Abhängigkeit zum Ausdruck. In der Regel gilt: Einmal abhängig beschäftigtes Arbeitspferdchen, immer abhängig beschäftigtes Arbeitspferdchen. In der Vergangenheit gibt es ungezählte Beispiele für die Ausbeutung in wirtschaftlicher Abhängigkeit gehaltener Arbeitspferdchen: Rund 1400 Zeitarbeitsfirmen haben mit christlichen Pseudogewerkschaften Tarifverträge abgeschlossen, um geschätzte 250.000 bis 280.000 Leiharbeitskräfte zu Bedingungen auszubeuten, die weit unter denen der übrigen Tarifbestimmungen liegen (Spiegel Online, Kritik an christlichen Gewerkschaften: Aufstand der Arbeitssklaven, Von Jonas Nonnenmann und Yasmin El-Sharif, 24.05.2011). Daimler hat rund 1400 Arbeitspferdchen mit Werkverträgen zu Bedingungen beschäftigt, die noch schlechter waren als die von Leiharbeitern (Spiegel Online, Wechsel zu Leiharbeit: Daimler kassiert Werkverträge, 28.11.2013). Das Umfeld von "Dienstleistern" und Werkverträgen war derart trübe, daß sich die Staatsanwaltschaft Stuttgart gezwungen sah, Ermittlungen gegen einen "Dienstleister" aufzunehmen, der sich rumänische Testfahrer für 3,80 Euro die Stunde gehalten haben soll (Spiegel Online, Missbrauch von Werkverträgen: Staatsanwaltschaft ermittelt in Autoindustrie, 08.08.2013). Wenn das die "Guten" sind, was machen eigentlich die "Bösen"?

Um der Ausbeutung in wirtschaftlicher Abhängigkeit gehaltener Arbeitspferdchen in Zukunft grundsätzlich einen Riegel vorzuschieben, sind sogar christliche Akteure einer christlichen Partei über ihren Schatten gesprungen, und haben gemeinsam mit den Sozis etwas verabschiedet, was noch viel effizienter als Zuhälterparagraphen ist: Der gesetzliche Mindestlohn, der Ausbeutung direkt am Preisschildchen definiert. Damit brauchen Personalvorstände und Konsorten wie so ein Ex-VW Hartz zumindest innerhalb der BRD nicht mehr ihre Phantasie bemühen, wie sie es noch billiger haben können.

Nicht entschließen konnte man sich bisher, die de facto durch den Ex-VW Hartz in der BRD eingeführte Haltung des Arbeitspferdchens in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu unterbinden. Auch hier müßte man keine Zuhälterparagraphen bemühen. Vor Peter Hartz war der Schutz des Arbeitspferdchens vor einer übermäßigen wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Arbeitgeber durch das Sozialsystem gesichert. Die bedingungslose Sicherung des Existenzminimums war in der BRD praktisch der Normalfall. Entlassene Arbeitspferdchen mußten zur Existenzsicherung nicht mal Bedürftigkeit nachweisen, und hatten durch ihre soziale Sicherung die wirtschaftliche Unabhängigkeit, frei wählen zu können. Dann kam der Anschluß der DDR. Ihr Ausverkauf hat westdeutschen Konzernen glänzende Schnäppchen beschert, für die sie sich mit ca. 6 Mio. arbeitslosen Arbeitspferdchen revanchiert haben. Dann kam ein roter Maschmeyer-Freund und die arbeitslosen Arbeitspferdchen wurden für zu faul und "über ihre Verhältnisse lebend" erklärt. Plötzlich war nicht der angeblich "alternativlose" wirtschafliche Kahlschlag in der DDR, sondern die gute soziale Sicherung der Grund der Arbeitslosigkeit. Dann kam Peter Hartz. Seitdem brauchen sich Arbeitgeber und Zuhälter nicht mehr um die wirtschaftliche Abhängigkeit ihrer Arbeitspferdchen zu sorgen. Das wird frei Haus geliefert. Heute kann man sich nicht mal zur bedingungslosen Existenzsicherung von Bedürftigen entschließen.

Weil die Zuhälterparagraphen eingeschränkt sind auf den exklusiven Kreis von Prostituierten, sind Arbeitgeber keine Zuhälter. Auch der Schäuble ist wegen dieser kleinen aber feinen Einschränkung kein König der Zuhälter. Der König der Geldwäscher und Schwarzgeldanleger, der sich auch gerne die "sparsame schwäbische Hausfrau" nennen läßt, könnte als Peter Hartz von Europa in die Geschichte eingehen. Wobei Peter Hartz noch geschmeichelt ist. Der verantwortungslose Geldeintreiber des internationalen Finanzkasinos läßt europaweit soziale Systeme gleich ganz torpedieren, damit seine Freunde bei den verrotteten Wettbuden nicht pleite gehen. Es bezahlen fast ausschließlich Lohnsklaven und Rentner, während Kapitalgeber und Investoren außer in Zypern (das waren zufälliger Weise vor allem Russen) bisher immer rausgehauen oder zumindest geschont wurden. Glanzpunkte der strukturellen Reformen und Spitzenreiter des Abrisses ehemals bestehender sozialer Systeme:

LandArbeitslosigkeitArbeitslosigkeit unter 25Unbefristete Sicherung des Existenzminimums
______________________________________________________________________________
Griechenland23,5 %47,4 %nein
Spanien19,8 %43,9 %nein
Italien11,5 %36,9 %nein
Portugal11,6 %28,6 %ja

(Prozentzahlen für Mai 2016 laut Bundesagentur für Arbeit)

Im Betrugsmodell permanenten Wachtums retten nicht überschüssige Human Resources unter 25 die Rente, sondern die Rente der Großeltern ist oft das letzte, was Familien über Wasser hält. Neben Griechenland gibt es in Osteuropa noch die klassischen osteuropäischen EU-Mitglieder, bei denen ohnehin nicht mehr viel abzureißen ist. Was glaubt der Schäuble eigentlich, warum Europa auseinander fällt?

Der Abwracker Europas

Das DDR-Konzept, erst ohne die nötigen Vorraussetzungen den grenzenlosen freien Wettbewerb einzuführen, dann die Loser des damit verbundenen Kahlschlags für zu faul und wahlweise auch für zu blöd, zu korrupt ... zu erklären und schließlich Arbeitspferdchen und Rentner vor die Wand zu fahren, das ist die Kernkompetenz der Abwracker Europas. Einer der wichtigsten Posten in Europa wird besetzt von einem Bürokraten, einem kleinen Rädchen im System, dem die Visionen eines vereinten Europa, also Frieden und Wohlstand für alle, offensichtlich Wurst sind. Und egal wie gewählt wird, dieser Bürokrat hat bisher noch jedes mal Kollaborateure gefunden, die ihm Rollstuhl und Rente seiner Bürger ausliefern. Es ist schon heute klar, daß die Abwärtsspirale weiter geht, und daß die Kinder es auch in Zukunft noch schlechter haben werden als ihre Eltern. Nicht nur in Griechenland, auch in der BRD. Die Zahl gut bezahlter Jobs und damit auch die Renten werden im Betrugsmodell permanenten Wachstums weiterhin sinken. Den Klapperstorch heraus zu kehren und die Kinderlüge zu propagieren, ist ein Katastrophenmodell, das man in Indien studieren kann. Zum Glück haben die südlichen EU-Mitgliedsstaaten besonders niedrige Geburtenraten. Der dennoch bestehende Überschuß an Human Resources kann froh sein, daß die Nato bei der Vielzahl der von ihr geführten Offensiven noch nicht den Krieg vom Zaun gebrochen hat, in dem dieser Überschuß verheizt wird. Das ist in Europa der historische "Goldstandard".

Wirtschaftliche Abhängigkeit und Selbstbestimmung

Nicht für jeden kommen "freiwillige" Mini- oder 1 EUR Jobs in Frage. Obwohl natürlich jeder die Möglichkeit hat, für wenig Geld in so anstrengenden und schlecht bezahlten Jobs wie kellnern, putzen, bei der Ernte helfen ... den Rücken krumm zu machen, sich blöd zu arbeiten und im Alter auf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Umgekehrt kommt nicht für jeden das Bordell in Frage. Das mußte sogar schon die "Bundesagentur für Arbeit" feststellen. Daher beschränkt sich diese Bundesbehörde in dieser Hinsicht auf den "normalen" Arbeitsstrich. Und da es noch ein wenig toller als im Sozialismus zugeht, werden Billigjobs unabhängig von Qualifikation und Bezahlung zugewiesen. Wer nicht "freiwillig" spurt, wird wirtschaftlich erpreßt und gegebenenfalls auf Diät gesetzt. In der "Bundesagentur für Arbeit" sitzen zwar keine Zuhälter, aber seit dem Ex-VW Hartz ist die Ausnutzung wirtschaftlicher Abhängigkeit Programm, und Druck und Strafmaßnahmen sind die besondere Spezialität. Da die "Bundesagentur für Arbeit" auch versucht, ihre Kosten auf Verwandte/Freunde abzuwälzen, wirkt Hartz IV wie Lepra. Wer der "Bundesagentur für Arbeit" ausgeliefert ist, braucht spätestens als sogenannter "Langzeitarbeitsloser" von einem Leben mit etwas Luxus nicht mal mehr träumen.

Die Besteuerung von Arbeit und Puff

Seit die Prostitution 2002 legalisiert wurde, um die Zuhälterei abzuschaffen, bekommen auch Huren Steuernummern und der erste Kunde täglich wird nicht mehr für den Zuhälter, sondern für den Finanzminister angeschafft. Die sparsame schwäbische Hausfrau steht sogar am Straßenstrich. Moralapostel kommentierten das mit dem Spruch, dadurch der Arbeit die Attraktivität nehmen zu wollen. Ziemlich verquer, denn offenbar ist diesen Leuten noch nicht aufgefallen, daß die extreme Verteuerung von Arbeit durch den Staat für jedes andere Arbeitspferdchen natürlich genauso gilt. Schließlich war die Gleichstellung "normaler" Arbeitspferdchen und Huren die erklärte Absicht der Legalisierung. Die Analyse einer Handwerkerstunde zeigt, in welchem Ausmaß der Staat Arbeit verteuert und wie wenig für die, die die Arbeit machen, übrig bleibt.

Die Mehrwertsteuer ist ein besonders abartiges Beispiel, wie der Staat auf der einen Seite Arbeit verteuert, während Großverdiener und "Investoren" durch Abschreibungen steuergefördert ihr Vermögen vergrößern. Selbst jeder Handwerker schlägt auf seine Rechnung noch mal 19 % drauf. Da Abschreiben nicht heißt, sich die 19 % Mehrwertsteuer wieder zu holen, sondern das zu versteuernde Einkommen zu senken, erhält ein "Investor" je nach individuellem Einkommenssteuersatz also bis zu ca. 42 % der eingesetzten Investitionssumme zurück. Da lohnt sich investieren schon rein steuerlich. Wer Betriebskapital sein eigen nennt, für den gibt es traumhafte Abschreibungsmöglichkeiten und de facto zu jeder Steuer eine Methode, sie legal zu umgehen oder wieder reinzuholen. Oder es existiert wie bei der Erbschaftssteuer gleich eine Befreiung. Schließlich muß sich der Clan auch in Zukunft noch um seine Arbeitspferdchen kümmern können.

Ein paar nackte Zahlen: Im Jahre 2014 betrug die Summe aller Abschreibungen laut statistischem Bundesamt 513 Mrd. EUR. Im gleichen Zeitraum betrugen die kassenmäßigen Steuereinnahmen an Mehrwertsteuer (Umsatz- + Einfuhrumsatzsteuer) laut Finanzministerium knapp 210 Mrd. EUR. Dämmert es, für wen die Mehrwertsteuer eigentlich ist? Da insbesondere Personengesellschaften recht schnell den Spitzensteuersatz erreichen (die ganze Firma wird steuerlich behandelt wie eine einzige Person), bekommen sie auch recht schnell ein Steuergeschenk in Höhe von bis zu ca. 42 % ihrer Abschreibungssumme. Neben der Wohlfahrt durch unbezahlte Überstunden finden Arbeitgeber und "Investoren" es natürlich richtig geil, wenn die Arbeitspferdchen nicht nur die Flat bieten, sondern auch ihren Anteil zur steuergeförderten Vermögensvergrößerung von Unternehmern dazu tun. Da nicht jeder Mehrwertsteuer zahlt und nicht jeder daran verdient, nennt man sie auch Märchensteuer. Der Beitrag der Märchensteuer zur "Schwarzen Null" dürfte gering bis nicht vorhanden sein.

Statt perverser Abschreibungsregeln könnte man mal andenken, daß Handwerkerrechnungen grundsätzlich bar ohne Steuern bezahlt werden müssen. Ein entsprechendes Gesetz wäre mal eine Steuervereinfachung, die gleichzeitig auch mit mehr Steuergerechtigkeit einher ginge, denn dann wäre die Investition für jeden (mehrwert)steuerfrei, ohne den Extraschluck aus der Pulle für Unternehmer.

Rechtlicher Hinweis: Da Arbeiten ohne Rechnung zwar durch das asoziale Steuersystem massiv gefördert wird, aber dennoch noch immer gesetzlich verboten ist, rate ich ausdrücklich davon ab.

Neben der Mehrwertsteuer beinhaltet die Rechnung noch einen ganzen Rattenschwanz weiterer Posten. Es stehen mehr Leute mit den Händen in der Hosentasche herum und tauchen nur auf der Rechnung auf, als eigentlich arbeiten. Die lassen sich ganz legal eliminieren, indem man innerhalb der Familie grundsätzlich alles selber macht. Angefangen von selbst kochen, selbst putzen, selbst Auto reparieren ... bis zu selbst bauen. Die eigene Arbeit ist Gold wert und unbezahlbar!

Ob gelb, ob grün, ob rot, ob braun, stets die Bürger in die Röhre schaun!

Stand: 02.09.16